Josefinum Augsburg - Station C2
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(C) Einsenderin
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In der KJP Augsburg gibt es unterschiedliche Stationen:
C1 Kinderstation bis 12 Jahre - Schwerpunkt Entwicklungsstörung (u. a. Autismus, ADHS, emotionale Störung und Schulprobleme)
C2 Therapiestation für Jugendliche ab 14 Jahren spezialisiert auf Emotionsregulationsstörungen/DBT-A Konzept
C3 Krisenintervention (Geschlossene)
C4 Therapiestation für Jugendliche ab 14 Jahren mit dem Schwerpunkt Autismus und ADHS
C5 Therapiestation für Jugendliche ab 12 Jahren mit dem Schwerpunkt Essstörungen
C6 geschlossen geführte Suchtstation für Jugendliche ab 14 Jahren
C7 Therapiestation für 12-14 jährige
Einen allgemeinen Post zum Josefinum haben wir schon vor einigen Monaten gepostet, heute geht es im Post um die Station C2.
Auf
der Station C2 werden Jugendliche und junge Erwachsene von ca. 14-20
Jahren aufgenommen, welche unter Emotionsregulationsschwierigkeiten leiden (z.B Stimmungsschwankungen, Selbstverletzungen, Suizidgedanken, Anspannungszustände, Dissoziationen, Impulsivität).
Es
gibt drei Doppelzimmer und ein Dreierzimmer. Manchmal wird ein
Doppelzimmer auch als Einzelzimmer belegt (bei besonderen Indikationen
wie z.B Transgender). Alle Zimmer haben ein eigenes Badezimmer. Man kann
sein Zimmer individuell dekorieren, solange man dabei nichts kaputt
macht. Es gibt eine Stationsküche sowie ein Wohnzimmer mit Fernseher
(mit PS3 und Nintendo).
Vor der Aufnahme gibt es ein
Vorgespräch, wo die Regeln der Station erklärt werden und gucken ob die
Therapieform die Richtige ist.
Die Station
arbeitet nach dem Konzept der DBT-A (die Dialektisch-Behaviorale
Therapie für Adoleszente, eine spezielle Therapieform für Jugendliche
die Symptome einer emotional-instabilen-Borderline-Persönlichkeitsstörung zeigen).
Der
Tag startet um 06.55 Uhr mit einer Achtsamkeitsübung, um 07.00 Uhr gibt
es Frühstück, anschließend Klinikschule oder Therapien, um 11.45 Uhr
gibt es Mittagessen, um 15.00 Uhr gibt es eine Zwischenmahlzeit, um
18.00 Uhr ist Abendessen, anschließend ist bis 19.00 Uhr Zimmerzeit,
dann eine erneute Achtsamkeitsübung. Um 20.30 Uhr ist Zimmerzeit.
Während der Ferien gibt es ein wenig später Frühstück.
Therapien:
Einzeltherapie (1x. wöchentlich), Ergotherapie, Kunsttherapie,
Erlebnistherapie, tiergestützte Therapie (2 Plätze pro Station),
Skillstraining (jeden Tag 15 Min.), Skillsgruppe (2x die Woche),
Basisgruppe (eine psychoedukative Gruppe über Medikamente, Diagnosen und
Therapieangebote), Selbsthilfegruppe, Jugendbesprechung (Raum für
Anliegen oder Beschwerden), Gruppe für Jugendliche mit Suchtproblemen
3x
pro Woche gibt es einen Gruppenabend, am Montag ist DVD Abend (es
können aber auch Videospiele gespielt werden), Dienstag ist Sportgruppe
und am Donnerstag allgemeine Gruppenaktivitäten. Man kann bis zu 3
Stunden am Tag die Klinikschule besuchen, wo man in Kleingruppen
unterrichtet wird.
Nach 3 Wochen auf Station gibt es
ein sogenanntes "Commitment-Gespräch", dort endet die Probezeit. Man
stellt dem Team einen Fragebogen vor mit u.a Therapiezielen und das Team
bespricht sich ob man bleiben kann. Nach dem Commitment-Gespräch kann
man dann auch an der 2x wöchentlich stattfindenen Skillsgruppe
teilnehmen, wo die DBT-Module erarbeitet werden.
Jeder Patient führt eine "Diary-Card" und ein Spannungsprotokoll, das soll man in der Zimmerzeit am Abend in Ruhe ausfüllen.
Es gibt bestimmte Regeln auf Station wie z.B
- keine freizügige / bauchfreie Kleidung tragen
- keine Gegenstände zur Selbstverletzung auf Station haben
- sich bei Selbstverletzungsdruck oder Suizidgedanken sofort beim PED zu melden
- 10 Minuten vor jedem Termin auf Station sein
- keine Handys auf Station haben (nur MP3-Player durchgängig erlaubt)
- kein Ammoniak als Skill erlaubt
- Zimmer aufgeräumt halten, auf Körperhygiene achten
- An Gesprächsthemen halten (keine triggernden Themen wie z.B Selbstverletzungen, Traumata)
- Kein Körperkontakt mit Mitpatienten oder dem Team
- Rauchen nicht erlaubt (erst ab 18 Jahren)
Wenn
man gegen Regeln verstößt bekommt man gewisse Punkte, ab 5 Punkten muss
man eine Verhaltensanalyse schreiben. Wenn man sich nicht mehr
absprachefähig zeigt was Suizidalität angeht kann man für eine Nacht zum
Schutz freiwillig auf die geschlossene Station gehen. Bei einem
Suizidversuch wird die Therapie beendet. Bei zu vielen Regelbrechen kann
es eine Teambesprechung geben ob man noch bleiben kann.
Die
Wartezeiten sind relativ lang (ca. 6-12 Monate), wenn man vorher aber
schon auf anderen Stationen im Josefinum war kann man schneller
aufgenommen werden. Insgesamt werden Patienten aus ganz Deutschland
aufgenommen.
Der Aufenthalt auf Station dauert 3 Monate, in Ausnahmen kann man aus triftigen Gründen einen Antrag auf Verlängerung stellen.
Pro
Patient gibt es zwei "goldenen Anträge", welche man dafür nutzen kann
2x eine Tagesbeurlaubung (unter der Woche) zu beantragen (z.B am
Geburtstag).
Ab dem zweiten Wochenende kann man von
Samstags auf Sonntags nach Hause fahren. Nur Patienten die von zu weit
herkommen können auf Station bleiben. An Feiertagen kann man in den
Tagesurlaub gehen.
Außerhalb der Therapien/Mahlzeiten kann man jederzeit in den Ausgang gehen, aber nur max. 3 Stunden am Stück.
Die Einsenderin schreibt:
Alles
in allem ist die Station sehr klein und dadurch sehr familiär. Die
Regeln sind zwar streng, aber es gibt Schlupflöcher durch die man
manche umgehen kann.
Man ist meistens beschäftigt und die Zeit geht sehr schnell vorbei.
Man
hat allgemein auch sehr viel Ausgang in dem man sich in der ganzen
Umgebung aufenthalten kann. In Augsburg gibt es auch viel zu tun. Die
erste Woche ist für die meisten am schlimmsten, aber sobald man das
geschafft hat viel mir persönlich der aufenthalt sehr leicht. Es sind
allgemein auch sehr kompetente Leute auf Station, die sich sehr gut um
alles kümmern.
(C) Fotos: Einsenderin