Uniklinikum Erlangen - Psychosomatik Station P22
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(C) Uniklinikum Erlangen
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Im Uniklinikum Erlangen gibt es eine psychosomatische
Station mit 22 Behandlungsplätzen. Aufgenommen werden Erwachsene ab 18
Jahren mit verschiedensten psychosomatischen Erkrankungen wie
Essstörungen, Depressionen, Angst-, Zwangs- & Persönlichkeitsstörungen, AD(H)S
oder somatoforme Störungen. Außerdem gibt es eine extra Gruppe für
Post-Covid Patienten. Nicht aufgenommen werden Patienten mit Substanzabhängigkeiten, Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis,
akuter Suizidalität oder Essstörungen bei einem BMI unter 13.
Die Einsenderin wurde schwerpunktmäßig wegen einer Essstörung behandelt.
Es gibt überwiegend Doppelzimmer mit eigenem Bad und Balkon, die beiden Einzelzimmer die es gibt (ohne Balkon), werden
nur an Patienten vergeben, die einen bestimmten Grund haben, weshalb
ein Doppelzimmer für sie schwierig ist. Die Zimmer werden willkürlich
eingeteilt, also ist es nicht selten dass sich 20 jährige mit 60jährigen
ein Zimmer teilen. Auch kann es sein, dass Bulimiker und Emetophobiker
zusammen auf einem Zimmer sind. Die Zimmer werden täglich gereinigt.
Es gibt drei feste Mahlzeiten am Tag: Frühstück (07.30 - 08.30), Mittagessen (12.00 - 12.30) und Abendessen (18.00 - 18.30). Essstörungspatienten
nehmen zusätzlich Zwischenmahlzeiten zu sich und essen am gemeinsamen
Esstisch, der Mittags und Abends von Therapeuten oder jemandem von der Pflege
betreut wird. Alle anderen können entweder gemeinsam im Aufenthaltsraum,
im Zimmer oder bei schönem Wetter auch draußen auf dem Balkon essen.
Essstörungspatienten
werden je nach BMI in verschiedene Programme eingeteilt, je niedriger
das Programm, desto weniger Freiheiten hat man und bei desto weniger
Therapien darf man teilnehmen. Das Essen muss (egal welcher BMI) immer
ganz aufgegessen werden, wird das nicht gemacht bekommt man 24h
Zimmerarrest, muss sein Handy abgeben und darf nicht bei den Therapien
teilnehmen. Ziel BMI ist sehr individuell, aber mindestens 19.
Therapien:
Einzeltherapie (1x 50 Min., 1x 25 Min.), Skillsgruppe (2x 50 Min.),
Interaktionsgruppe (2x 90 Min.), Kunst- und Ausdruck (1x 165 Min.),
Körper- und Bewegung (1x 165 Min.), Bewegung & Entspannung (2x 30 Min.)
Zudem
kann man sich 1x/Woche bei der medizinischen Sprechstunde vorstellen,
wenn man ein medizinisches Anliegen hat. Essstörungspatienten haben
zudem 1x/Woche eine Essstörungsgruppe á 45min sowie eine Kochgruppe (an
diesem Tag wird abends auch warm gegessen)
Freitags trifft sich die gesamte Station zum Stationsforum, um die neuen
Dienste zu losen und mögliche Verbesserungswünsche zu äußern. Am
Sonntagabend erzählt jeder von seinem Wochenende. Neben
den üblichen Therapien hat man die Möglichkeit in eine Bezugspflege zu
gehen, mit der man individuell Termine vereinbaren kann (ca. 1-2 Termine
pro Woche). Die Bezugspflege ist aber freiwillig, einige Patienten
haben auch keine.
Ein
Mal pro Woche ist Gruppenausgang, bei dem alle Patienten gemeinsam
etwas unternehmen sollen. 2x/Woche ist fernsehfreier Abend, ansonsten
steht der Fernseher im Aufenthaltsraum für Filmeabende bereit.
Durchschnittlich bleibt man etwa 8 Wochen auf Station, Post-Covid Patienten 5 Wochen. Manchmal
wird verlängert. Die Ausnahme sind Essstörungspatienten, die im starken
Untergewicht kamen, diese können länger bleiben.
Wenn der BMI unter 13.5 gerät, bei starken Selbstverletzungen, Suizidalität etc. oder nicht ausreichender Mitarbeit (zB Verweigerung von Mahlzeiten) wird man auf die geschlossene Station verlegt.
Die Wartezeit beträgt etwa 4-5 Monate.
Sein
Handy kann man durchgängig haben, es gibt kostenloses WLAN im ganzen
Haus. Besuch kann man jederzeit außerhalb der Therapien bekommen. Während
seines Aufenthalts darf/soll man 2x übers Wochenende nach Hause fahren,
um zu sehen wie es läuft. Das Wochenende wird in der darauffolgenden
Woche nachbesprochen.
Die Einsenderin schreibt:
Pro:
- Team (besonders die Pflege) ist top
- Essen ist lecker
- die Sauberkeit
Kontra:
- das zweite Einzel die Woche fällt oft aus
- zum Teil Gruppen-/Zimmereinteilung
- zeitlichbegrenzte Behandlung
(C) Fotos: Einsenderin