Donnerstag, 7. Oktober 2021

Klinikum Wahrendorff - Traumazentrum

 Klinikum Wahrendorff - Traumazentrum

(C) Klinikum Wahrendorff

 Im Klinik Wahrendorff werden Erwachsene ab 18 Jahren mit verschiedensten psychischen Erkrankungen behandelt, es gibt geschlossene Stationen, einen Suchtbereich, einen allgemeinpsychiatrischen Bereich, eine Transitionsstation für junge Erwachsene, eine Psychotherapiestation sowie das Traumazentrum.
Außerdem gibt es verschiedene Wohnangebote, offene und geschlossene.
Sowohl die Stationen als auch die Wohnangebote verteilen sich über verschiedene Standorte der Klinik.

Das Traumazentrum besteht aus dem stationären Bereich, einer Tagesklinik, einer Traumaambulanz und einer therapeutischen Wohngruppe für Frauen, die Angebote arbeiten eng miteinander verknüpft. Die Einsenderin wurde im stationären Bereich behandelt.

Der stationäre Traumabereich befindet sich am Standort Köthenwald, dort befinden sich auch einige Wohnprojekte des Klinikums, es gibt dort einen eigenen Kiosk und verschiedene Arbeitstherapeutische Möglichkeiten. Die Klinik hat auch einen eignen Fahr- und Krankentransportdienst. Die Traumastation befindet sich in einem eigenen Gebäude, welches ein ehemaliges Hotel ist. Daher sieht die Station überhaupt nicht nach Krankenhaus aus. Aktuell wird aber an einem Neubau gebaut, in den alle Stationen vom Standort Köthenwald gemeinsam einziehen werden.

Auf der Traumastation werden Erwachsene ab 18 Jahren aufgenommen mit Traumafolgestörungen, insbesondere komplexe Traumafolgestörungen in Kombi mit einer Borderline-Symptomatik als auch dissoziative Störungen bis hin zur Dissoziativen Identitätsstörung.

Auf Station gibt es 3 Einzelzimmer, der Rest sind Doppelzimmer (es gibt über 20 Plätze auf der Station). Jedes Zimmer hat ein eigenes Bad, es gibt zusätzlich noch ein Stationsbadezimmer mit einer Badewanne. Wer unbedingt ein Einzelzimmer will, wartet dementsprechend viel länger. Die Wartezeiten sind unabhängig davon ob man gesetzlich oder privat versichert ist. Da die Station wegen Corona eine Weile geschlossen hatte, schreibt die Einsenderin, dass die Wartezeiten momentan u.U besonders lang sind.

Die Patienten werden in zwei Gruppen eingeteilt, in denen die Gruppentherapien stattfinden.

In den Doppelzimmern ist immer ein Patient in Gruppe 1 und einer in Gruppe 2, damit man auch mal Rückzugsmöglichkeiten hat und nicht die ganze Zeit mit seinem Zimmernachbarn zusammen ist.

Die Behandlung auf Station gliedert sich in zwei Phasen: die Stabilisierungsphase sowie die Traumakonfrontationsphase. Die Station arbeitet nach dem DBT-Trauma Konzept, die Konfrontationsphase wird ergänzt durch verschiedene Traumatherapeutische Verfahren.

Die Stabilisierungsphase dauert i.d.R 6 Wochen. In dieser Zeit wird sehr an den Symptomen gearbeitet, es geht darum destruktive Verhaltensweisen zu verringern und zu lernen Dissoziationen, emotionale Krisen etc. selbstständig zu regulieren. Außerdem geht es um den Aufbau einer Vertrauensbasis mit der zuständigen Therapeutin und man bespricht wie eine Konfrontation abläuft etc.
Nur wenn man die Stabilisierungsphase erfolgreich absolviert, sich mit Skills auskennt, einen Notfallkoffer erstellt hat etc., kann man eine Traumakonfrontation machen. Ansonsten kann die Stabilisierungsphase beliebig oft wiederholt werden, bis man bereit ist in die Konfrontation zu gehen. Zwischen den einzelnen Intervallen müssen aber mindestens vier Monate Entlassung dazwischen liegen.

Die Konfrontationsphase dauert i.d.R 12 Wochen. In seltenen Fällen kann man wenn man bereits DBT gemacht hat und die Bedingungen erfüllt direkt in der Konfrontationsphase starten ohne vorher die Stabilisierungsphase absolviert zu haben. Die Konfrontation findet mittels der prolongierten Exposition statt, ergänzt durch IRRT. Die prolongierte Exposition heißt, dass man ein Trauma sehr detailreich aufschreibt. Das nennt man Drehbuch. Dieses Drehbuch wird dann aufgenommen. Einmal spricht man es selber auf und einmal die Therapeutin. Man kann sich dann selbst aussuchen, mit welcher Version man arbeiten will. Entweder mit der eigenen Stimme, mit der der Therapeutin oder man liest es. Es geht darum, dass man die Version wählt, die am meisten Emotionen auslöst. Der Sinn dieser Methode ist, dass man das Trauma emotional (in sensu) aufarbeitet. Dadurch kann das Trauma in die eigene Biographie eingearbeitet werden und es sollte nicht mehr krassen
Auswirkungen auf einen haben, da man es emotional verarbeitet.
Erst bespricht man das Drehbuch nur im Einzel, dann wird man es unabhängig vom Einzel hören müssen. Es fängt mit 1x am Tag am und kann bis zu 3x am Tag gesteigert werden. Dabei muss man ein Protokoll ausfüllen, in das man schreibt, welche Emotionen es ausgelöst hat, wie man damit umgegangen ist, ob "therapieschädigendes" Verhalten aufgetreten ist und wie man damit umgegangen ist. In der Konfrontationsphase ist es möglich, dass man für die anderen Therapien entschuldigt wird, sodass man daran nicht zusätzlich teilnehmen muss. Alleine die Konfrontation raubt sehr viel Kraft und ist höchst anstrengend. Man ist mit der Konfrontation durch, wenn das Trauma beim Hören/Lesen, wenig bis nichts mehr auslöst. Dann wird ein Abschiedsritual durchgeführt (z.B. das Drehbuch verbrennen). Bei verschiedenen Traumata kann auch die Konfrontationsphase wiederholt werden, hier dauert ein Intervall (sprich die Zeit Zuhause vor Wiederaufnahme) mindestens 6 Monate. Es wird darauf geachtet, dass man bei jedem Intervall den selben Therapeuten hat.

Für Patienten mit einer DIS wird das Programm etwas abgewandelt und angepasst, die Einsenderin weiss aber nicht genau wie.

Ein Therapietag startet Morgens um 08.00 Uhr mit einem Achtsamkeitsspaziergang oder traumasensitiven Yoga. Um 17.45 Uhr ist der letzte Termin mit einer Achtsamkeitsrunde. Die Einsenderin schreibt, dass man oft sehr viele Termine hat.

Das Essen ist Pflicht und gehört zur Therapie. Morgens und Abends gibt es ein Buffet und Mittags kann man sich aus fünf Mahlzeiten eine aussuchen. Das Essen wird in der Klinikinternen Küche gekocht und an alle Stationen sowie Wohnheime ausgeliefert.

Therapieangebote: 1x w. Einzeltherapie, 1x w. Oberarztvisite, 1x w. Bezugsgespräch, die DBT-Gruppen (Emotionsregulationstraining, Skillstraining, Achtsamkeitstraining, SKT, Überungsgruppe), Trauma-Infogruppe, Kunsttherapie, PMR, Imagination, Fantasiereisen, Aromatherapie, Psychoedukation, Sporttherapie

Die Sporttherapie findet im klinikeigenen Fitnessstudio statt, welches am Standort Ilten ist. Dorthin wird man mit dem klinikeigenen Fahrdienst hingebracht. Außerdem bietet die Klinik mehrere Sportangebote an wie Schwimmen, Joggen, Tischtennis, Fußball etc. Die Sportangebote sind stations- und wohnformüberschneidend. Jedoch ist es schwierig dort reinzukommen, denn man darf nur zu den Angeboten, die sich nicht mit der Therapie überschneiden. Da aber so viel Therapie am Tag ist, ist es kaum möglich.
Außerdem gibt es das Angebot der offenen Werkstatt, die wird von der Kunsttherapeutin geführt und dort kann man alles mögliche machen.


Am Freitag gibt es eine Vollversammlung. Dort ist dann jeder Mitarbeiter, auch der Oberarzt, und jeder Patient. Es werden über Probleme, Neuigkeiten etc. gesprochen und im Anschluss gibt's eine Achtsamkeitsübung. Dort werden auch die Dienste eingeteilt.

Jeder Mitarbeiter ist auf dem neuesten Stand der Therapie und jeder ist ausgebildet für DBT. Man bekommt seine Medikamente morgens für den ganzen Tag und muss diese eigenständig einnehmen. Nachts kommt niemand ins Zimmer. Der Nachtdienst macht gegen 21 Uhr eine Runde, um zu schauen, ob jeder da ist und wie es denen geht.

Nach der Therapiezeit, also ab ca. 18 Uhr. Kann man hingehen, wohin man will. Man muss sich halt ab- und anmelden und spätestens um 21 Uhr wieder da sein. Ab dem zweiten Wochenende kann man ins Wochenendtraining, aber man muss nicht.

Sein Handy darf man durchgängig haben, zu den Therapien muss es ausgeschaltet sein, es gibt kostenloses WLAN.

Die Einsenderin schreibt: Ich habe mich dort richtig gut aufgehoben gefühlt. Ich habe beide Phasen gemacht. Es hat mir richtig viel geholfen. Es war schwierig und hart, aber doch ganz sinnvoll. Ich kann die Station jedem weiterempfehlen und würde auch immer wieder dahin gehen. Die ganzen Mitarbeiter sind auf dem neuesten Forschungsstand und verstehen auch das, was sie machen. Ich hatte nie Zweifel. Jeder nimmt sich genügend Zeit für einen und unterstützen einen. Außerdem wird so wenig wie möglich mit Medikation gearbeitet. Zum Beispiel werden erst andere Dinge versucht ehe man Bedarf bekommt. Jeder akzeptiert die eigenen Grenzen und man kann über alles mit den Mitarbeitern sprechen. Für alles wird versucht so schnell wie möglich eine Lösung zu finden. Dort herrscht eine Atmosphäre, in der man auf jeden Fall neue positive Erfahrungen sammeln kann. Ich habe so viele Fortschritte machen können und bin seit dem vor allem mit meiner Suizidalität stabil geworden. Es waren für mich ganz wichtige Erfahrungen, die ich sammeln konnte. Dort wurde ich das aller erste Mal als kompletten Menschen wertgeschätzt, mit all meinen 
Stärken und Fähigkeiten. Ich konnte dort ein Stück weit Heilung finden.


Ich empfand alle als sehr kompetent und man kann wirklich zu jeder Zeit zu jedem hingehen. Auch kann man Kurzkontakte zu seiner Therapeutin bekommen. Jeder ist auch auf demselben Stand, was die Patienten angeht. Die Sozialarbeiterin oder die Kunsttherapeutin war immer auf demselben Stand wie meine Therapeutin und den Pflegern. Die Kommunitkation läuft dort sehr gut. Die Reinigungskraft ist außerdem auch sehr sensibel und weiß mit den Patienten umzugehen. Es ist immer dieselbe, die die Station putzt. Falls sie nicht da ist, dann kommt immer dieselbe Vertretungskraft. Die Sporttherapeuten wissen auch, wie sie mit den Patienten umzugehen haben. Außerdem nimmt immer dieselbe Person Blut ab und sie kann das richtig gut. Die Station liegt sehr ländlich, hat aber gute Busverbidnungen.










(C) Fotos und Videos: Einsenderin



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