Klinikum Wahrendorff - Traumazentrum
Im Klinik Wahrendorff werden Erwachsene ab 18 Jahren mit
verschiedensten psychischen Erkrankungen behandelt, es gibt geschlossene
Stationen, einen Suchtbereich, einen allgemeinpsychiatrischen Bereich,
eine Transitionsstation für junge Erwachsene, eine Psychotherapiestation
sowie das Traumazentrum.
Außerdem gibt es verschiedene Wohnangebote, offene und geschlossene.
Sowohl die Stationen als auch die Wohnangebote verteilen sich über verschiedene Standorte der Klinik.
Das
Traumazentrum besteht aus dem stationären Bereich, einer Tagesklinik,
einer Traumaambulanz und einer therapeutischen Wohngruppe für Frauen,
die Angebote arbeiten eng miteinander verknüpft. Die Einsenderin wurde
im stationären Bereich behandelt.
Der stationäre Traumabereich
befindet sich am Standort Köthenwald, dort befinden sich auch einige
Wohnprojekte des Klinikums, es gibt dort einen eigenen Kiosk und
verschiedene Arbeitstherapeutische Möglichkeiten. Die Klinik hat auch
einen eignen Fahr- und Krankentransportdienst. Die Traumastation
befindet sich in einem eigenen Gebäude, welches ein ehemaliges Hotel
ist. Daher sieht die Station überhaupt nicht nach Krankenhaus aus.
Aktuell wird aber an einem Neubau gebaut, in den alle Stationen vom
Standort Köthenwald gemeinsam einziehen werden.
Auf der
Traumastation werden Erwachsene ab 18 Jahren aufgenommen mit
Traumafolgestörungen, insbesondere komplexe Traumafolgestörungen in
Kombi mit einer Borderline-Symptomatik als auch dissoziative Störungen
bis hin zur Dissoziativen Identitätsstörung.
Auf Station gibt es
3 Einzelzimmer, der Rest sind Doppelzimmer (es gibt über 20 Plätze auf
der Station). Jedes Zimmer hat ein eigenes Bad, es gibt zusätzlich noch
ein Stationsbadezimmer mit einer Badewanne. Wer unbedingt ein
Einzelzimmer will, wartet dementsprechend viel länger. Die Wartezeiten
sind unabhängig davon ob man gesetzlich oder privat versichert ist. Da
die Station wegen Corona eine Weile geschlossen hatte, schreibt die
Einsenderin, dass die Wartezeiten momentan u.U besonders lang sind.
Die Patienten werden in zwei Gruppen eingeteilt, in denen die Gruppentherapien stattfinden.
In den Doppelzimmern ist immer ein Patient in Gruppe 1
und einer in Gruppe 2, damit man auch mal Rückzugsmöglichkeiten hat und
nicht die ganze Zeit mit seinem Zimmernachbarn zusammen ist.
Die
Behandlung auf Station gliedert sich in zwei Phasen: die
Stabilisierungsphase sowie die Traumakonfrontationsphase. Die Station
arbeitet nach dem DBT-Trauma Konzept, die Konfrontationsphase wird
ergänzt durch verschiedene Traumatherapeutische Verfahren.
Die
Stabilisierungsphase dauert i.d.R 6 Wochen. In dieser Zeit wird sehr an
den Symptomen gearbeitet, es geht darum destruktive Verhaltensweisen zu
verringern und zu lernen Dissoziationen, emotionale Krisen etc.
selbstständig zu regulieren. Außerdem geht es um den Aufbau einer
Vertrauensbasis mit der zuständigen Therapeutin und man bespricht wie
eine Konfrontation abläuft etc.
Nur wenn man die
Stabilisierungsphase erfolgreich absolviert, sich mit Skills auskennt,
einen Notfallkoffer erstellt hat etc., kann man eine Traumakonfrontation
machen. Ansonsten kann die Stabilisierungsphase beliebig oft
wiederholt werden, bis man bereit ist in die Konfrontation zu gehen.
Zwischen den einzelnen Intervallen müssen aber mindestens vier Monate
Entlassung dazwischen liegen.
Die Konfrontationsphase dauert
i.d.R 12 Wochen. In seltenen Fällen kann man wenn man bereits DBT
gemacht hat und die Bedingungen erfüllt direkt in der
Konfrontationsphase starten ohne vorher die Stabilisierungsphase
absolviert zu haben. Die Konfrontation findet mittels der prolongierten
Exposition statt, ergänzt durch IRRT. Die prolongierte Exposition heißt,
dass man ein Trauma sehr detailreich aufschreibt. Das nennt man
Drehbuch. Dieses Drehbuch wird dann aufgenommen. Einmal spricht man es
selber auf und einmal die Therapeutin. Man kann sich dann selbst
aussuchen, mit welcher Version man arbeiten will. Entweder mit der
eigenen Stimme, mit der der Therapeutin oder man liest es. Es geht
darum, dass man die Version wählt, die am meisten Emotionen auslöst. Der
Sinn dieser Methode ist, dass man das Trauma emotional (in sensu)
aufarbeitet. Dadurch kann das Trauma in die eigene Biographie
eingearbeitet werden und es sollte nicht mehr krassen Auswirkungen auf einen haben, da man es emotional verarbeitet.
Erst
bespricht man das Drehbuch nur im Einzel, dann wird man es unabhängig
vom Einzel hören müssen. Es fängt mit 1x am Tag am und kann bis zu 3x am
Tag gesteigert werden. Dabei muss man ein Protokoll ausfüllen, in das
man schreibt, welche Emotionen es ausgelöst hat, wie man damit
umgegangen ist, ob "therapieschädigendes" Verhalten aufgetreten ist und
wie man damit umgegangen ist. In der Konfrontationsphase ist es möglich,
dass man für die anderen Therapien entschuldigt wird, sodass man daran
nicht zusätzlich teilnehmen muss. Alleine die Konfrontation raubt sehr
viel Kraft und ist höchst anstrengend. Man ist mit der Konfrontation
durch, wenn das Trauma beim Hören/Lesen, wenig bis nichts mehr auslöst.
Dann wird ein Abschiedsritual durchgeführt (z.B. das Drehbuch
verbrennen). Bei verschiedenen Traumata kann auch die
Konfrontationsphase wiederholt werden, hier dauert ein Intervall (sprich
die Zeit Zuhause vor Wiederaufnahme) mindestens 6 Monate. Es wird
darauf geachtet, dass man bei jedem Intervall den selben Therapeuten
hat.
Für Patienten mit einer DIS wird das Programm etwas abgewandelt und angepasst, die Einsenderin weiss aber nicht genau wie.
Ein Therapietag startet Morgens um 08.00 Uhr mit einem
Achtsamkeitsspaziergang oder traumasensitiven Yoga. Um 17.45 Uhr ist der
letzte Termin mit einer Achtsamkeitsrunde. Die Einsenderin schreibt,
dass man oft sehr viele Termine hat.
Das Essen ist Pflicht und
gehört zur Therapie. Morgens und Abends gibt es ein Buffet und Mittags
kann man sich aus fünf Mahlzeiten eine aussuchen. Das Essen wird in der
Klinikinternen Küche gekocht und an alle Stationen sowie Wohnheime
ausgeliefert.
Therapieangebote: 1x w. Einzeltherapie, 1x w.
Oberarztvisite, 1x w. Bezugsgespräch, die DBT-Gruppen
(Emotionsregulationstraining, Skillstraining, Achtsamkeitstraining, SKT,
Überungsgruppe), Trauma-Infogruppe, Kunsttherapie, PMR, Imagination,
Fantasiereisen, Aromatherapie, Psychoedukation, Sporttherapie
Die
Sporttherapie findet im klinikeigenen Fitnessstudio statt, welches am
Standort Ilten ist. Dorthin wird man mit dem klinikeigenen Fahrdienst
hingebracht. Außerdem bietet die Klinik mehrere Sportangebote an wie
Schwimmen, Joggen, Tischtennis, Fußball etc. Die Sportangebote sind
stations- und wohnformüberschneidend. Jedoch ist es schwierig dort
reinzukommen, denn man darf nur zu den Angeboten, die sich nicht mit der
Therapie überschneiden. Da aber so viel Therapie am Tag ist, ist es
kaum möglich.
Außerdem gibt es das Angebot der offenen Werkstatt, die
wird von der Kunsttherapeutin geführt und dort kann man alles mögliche
machen.
Am Freitag gibt es eine Vollversammlung. Dort ist dann
jeder Mitarbeiter, auch der Oberarzt, und jeder Patient. Es werden über
Probleme, Neuigkeiten etc. gesprochen und im Anschluss gibt's eine
Achtsamkeitsübung. Dort werden auch die Dienste eingeteilt.
Jeder
Mitarbeiter ist auf dem neuesten Stand der Therapie und jeder ist
ausgebildet für DBT. Man bekommt seine Medikamente morgens für den
ganzen Tag und muss diese eigenständig einnehmen. Nachts kommt niemand
ins Zimmer. Der Nachtdienst macht gegen 21 Uhr eine Runde, um zu
schauen, ob jeder da ist und wie es denen geht.
Nach der
Therapiezeit, also ab ca. 18 Uhr. Kann man hingehen, wohin man will. Man
muss sich halt ab- und anmelden und spätestens um 21 Uhr wieder da
sein. Ab dem zweiten Wochenende kann man ins Wochenendtraining, aber man
muss nicht.
Sein Handy darf man durchgängig haben, zu den Therapien muss es ausgeschaltet sein, es gibt kostenloses WLAN.
Die
Einsenderin schreibt: Ich habe mich dort richtig gut aufgehoben
gefühlt. Ich habe beide Phasen gemacht. Es hat mir richtig viel
geholfen. Es war schwierig und hart, aber doch ganz sinnvoll. Ich kann
die Station jedem weiterempfehlen und würde auch immer wieder dahin
gehen. Die ganzen Mitarbeiter sind auf dem neuesten Forschungsstand und
verstehen auch das, was sie machen. Ich hatte nie Zweifel. Jeder nimmt
sich genügend Zeit für einen und unterstützen einen. Außerdem wird so
wenig wie möglich mit Medikation gearbeitet. Zum Beispiel werden erst
andere Dinge versucht ehe man Bedarf bekommt. Jeder akzeptiert die
eigenen Grenzen und man kann über alles mit den Mitarbeitern sprechen.
Für alles wird versucht so schnell wie möglich eine Lösung zu finden.
Dort herrscht eine Atmosphäre, in der man auf jeden Fall neue positive
Erfahrungen sammeln kann. Ich habe so viele Fortschritte machen können
und bin seit dem vor allem mit meiner Suizidalität stabil geworden. Es
waren für mich ganz wichtige Erfahrungen, die ich sammeln konnte. Dort
wurde ich das aller erste Mal als kompletten Menschen wertgeschätzt, mit
all meinen Stärken und Fähigkeiten. Ich konnte dort ein Stück weit
Heilung finden.
Ich empfand alle als sehr kompetent und man kann wirklich
zu jeder Zeit zu jedem hingehen. Auch kann man Kurzkontakte zu seiner
Therapeutin bekommen. Jeder ist auch auf demselben Stand, was die
Patienten angeht. Die Sozialarbeiterin oder die Kunsttherapeutin war
immer auf demselben Stand wie meine Therapeutin und den Pflegern. Die
Kommunitkation läuft dort sehr gut. Die Reinigungskraft ist außerdem
auch sehr sensibel und weiß mit den Patienten umzugehen. Es ist immer
dieselbe, die die Station putzt. Falls sie nicht da ist, dann kommt
immer dieselbe Vertretungskraft. Die Sporttherapeuten wissen auch, wie
sie mit den Patienten umzugehen haben. Außerdem nimmt immer dieselbe
Person Blut ab und sie kann das richtig gut. Die Station liegt sehr
ländlich, hat aber gute Busverbidnungen.
(C) Fotos und Videos: Einsenderin
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