Sonntag, 26. September 2021

Christophsbad Göppingen - Erwachsenenpsychosomatik und Suchtklinik

 Christophsbad Göppingen
- Erwachsenenpsychosomatik und Suchtklinik 


Das Christophsbad Göppingen ist ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie, es gibt unterschiedliche Stationen für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychiatrie und Psychosomatik. Im folgenden wird es um die Erwachsenenpsychosomatik gehen.

Es gibt 4 Stationen (PMS1 - PMS5) sowie die PMS7 (Eltern-Kind Station). Bis vor Corona gab es auch noch die PMS6 (offene psychosomatische Aufnahmestation), diese ist aber geschlossen worden. Zur Psychosomatik gehört auch die Suchtabteilung.

PMS1: Wahlleistungsstation
PMS2: Essstörungen (auch in Kombi mit Sucht) sowie Somatoforme-, Angst-, und Zwangsstörungen
PMS3: Entgiftungsstation
PMS4: Sucht
PMS5: Station für Persönlichkeitsstörungen und Traumafolgestörungen sowie Kriseninterventionsbetten

Der Einsender wurde auf der PMS5 behandelt. Die PMS5 nimmt Patienten ab 18 Jahren auf, die an einer Persönlichkeitsstörung und/oder Traumafolgestörung leiden. Seit der Schließung der PMS6 stehen außerdem einige Kriseninterventionsbetten zur Verfügung. Die Station wird offen geführt, daher muss eine gewisse Stabilität vorliegen.


Die Station arbeitet nach dem Konzept der MBT (Mentalisierungsbasierte Therapie nach Bateman/Fonagy) - ein Konzept aus dem psychodynamischen/psychoanalytischen Bereich. Auch Bindungstheorien und Elemente der DBT kommen zum Einsatz, ergänzend unterschiedliche traumatherapeutische Verfahren. Die Patienten sind in 3 Gruppen a 9 Patienten aufgeteilt - jede gruppe ist in den einzelnen Therapien unter sich.

Therapien: Gruppentherapie - psychodynamische Gruppentherapie (3x 75 Min. die Woche), Skillstraining, Einzeltherapie (2x 25 Min), Visite, Psychodrama, Emotionstraining, Imaginationsgruppe, Tiergestützte Therapie, Essgruppe

Außerdem gibt es noch Aktivitätsgruppen und eine Stationsrunde, die verpflichtend sind.

Pro: Für Persönlichkeitsstörungen – speziell der Borderline-Erkrankung, ggf. ein passendes Konzept, wenn Vorfertigkeiten vorhanden. (eine gewisse Grundsteuerungsfähigkeit der eigenen Impulse). Die Station arbeitet im Prinzip stark mit Beziehungsaspekten, daher sollte eine gewisse
Reflektionsfähigkeit und Steuerbarkeit vorhanden sein. Wenn das der Fall ist, kann die Station potenziell sicherlich sehr bereichernd für den einzelnen sein. Es gibt relativ viele Angebote, was für Leute die starke Struktur im Tag brauchen gut sein kann. Auch für sehr explorationsfreudige Patienten, speziell die künstlerisch veranlagt sind, sind einige sehr gute Angebote dabei. Die Altersverteilung auf der Station ist eher im jungen Erwachsenenalter und überwiegend Frauen anzusehen. Das Essen ist meistens gut bis okay. (einzelne Gerichte lernt man, einfach sich nicht auszusuchen)

Contra: Die Station versäumt es sehr, relativ offen mit den Patienten zu sprechen. Was zu unnötigen Konflikten führt. Für Traumafolgeerkrankungen, wenn diese Vordergründig sind, halte ich diese Station nicht für geeignet. Dafür herrscht auf dieser Station zu wenig Ruhe. Mir wurde nicht mal gesagt, wer mein Bezugsbetreuer ist. Ich fand den Umgang untereinander sehr kühl und sehr konfliktreich. Im Großen und Ganzen hab ich mich sehr allein gelassen gefühlt, auch wenn ich um Unterstützung bat. Die Therapien sind find ich mehr Zwang, gut gemeint, müsste aber meiner Meinung nach mehr Anpassung möglich sein, was nicht der Fall ist. Mir fehlt definitiv das Mitspracherecht auf dieser Station. Ist man als Patient sehr stark anpassungsfähig, ist es weniger ein Problem, braucht man eine gewisse Flexibilität, würde ich mir die Station überlegen. Zudem ist nachts keine Stationsdauerbesetzung da (das könnte sich aber verändert haben, da die PSM 5 mit der PSM 6 zusammengelegt wurde) – wäre es immer noch so, gerade bei Traumata eher nicht so empfehlenswert, Psychoedukation ist sehr mangelhaft

Fazit: Je nachdem was ein einzelner braucht, kann die Station gut sein. Es ist aber auch stark abhängig von den Mitpatienten, vor allem da diese sich eigentlich am Meisten helfen (Beziehungsaspekte spielen auf der Station glaube ich die größte Rolle). Bei einer Persönlichkeitsstörung und dem klaren Ziel z.B. der klaren Kommunikations- und Interaktionsverbesserung kann die Station richtig gut sein, wenn man sehr anpassungsfähig ist. Braucht man mehr individuelle Begleitung und/ oder hat vor allem mit einer Traumafolgeerkrankung vordergründig zu kämpfen würde ich die Station nicht empfehlen.







 

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