Christophsbad Göppingen
- Erwachsenenpsychosomatik und Suchtklinik
Das Christophsbad Göppingen ist ein
Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie, es gibt
unterschiedliche Stationen für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Psychiatrie und Psychosomatik. Im folgenden wird es um die
Erwachsenenpsychosomatik gehen.
Es gibt 4 Stationen (PMS1 - PMS5)
sowie die PMS7 (Eltern-Kind Station). Bis vor Corona gab es auch noch
die PMS6 (offene psychosomatische Aufnahmestation), diese ist aber
geschlossen worden. Zur Psychosomatik gehört auch die Suchtabteilung.
PMS1: Wahlleistungsstation
PMS2: Essstörungen (auch in Kombi mit Sucht) sowie Somatoforme-, Angst-, und Zwangsstörungen
PMS3: Entgiftungsstation
PMS4: Sucht
PMS5: Station für Persönlichkeitsstörungen und Traumafolgestörungen sowie Kriseninterventionsbetten
Der
Einsender wurde auf der PMS5 behandelt. Die PMS5 nimmt Patienten ab 18
Jahren auf, die an einer Persönlichkeitsstörung und/oder
Traumafolgestörung leiden. Seit der Schließung der PMS6 stehen außerdem
einige Kriseninterventionsbetten zur Verfügung. Die Station wird offen
geführt, daher muss eine gewisse Stabilität vorliegen.
Die
Station arbeitet nach dem Konzept der MBT (Mentalisierungsbasierte
Therapie nach Bateman/Fonagy) - ein Konzept aus dem
psychodynamischen/psychoanalytischen Bereich. Auch Bindungstheorien und
Elemente der DBT kommen zum Einsatz, ergänzend unterschiedliche
traumatherapeutische Verfahren. Die Patienten sind in 3 Gruppen a 9
Patienten aufgeteilt - jede gruppe ist in den einzelnen Therapien unter
sich.
Therapien: Gruppentherapie - psychodynamische
Gruppentherapie (3x 75 Min. die Woche), Skillstraining, Einzeltherapie
(2x 25 Min), Visite, Psychodrama, Emotionstraining, Imaginationsgruppe,
Tiergestützte Therapie, Essgruppe
Außerdem gibt es noch Aktivitätsgruppen und eine Stationsrunde, die verpflichtend sind.
Pro:
Für Persönlichkeitsstörungen – speziell der Borderline-Erkrankung,
ggf. ein passendes Konzept, wenn Vorfertigkeiten vorhanden. (eine
gewisse Grundsteuerungsfähigkeit der eigenen Impulse). Die Station
arbeitet im Prinzip stark mit Beziehungsaspekten, daher sollte eine
gewisse Reflektionsfähigkeit und Steuerbarkeit vorhanden sein.
Wenn das der Fall ist, kann die Station potenziell sicherlich sehr
bereichernd für den einzelnen sein. Es gibt relativ viele Angebote, was
für Leute die starke Struktur im Tag brauchen gut sein kann. Auch für
sehr explorationsfreudige Patienten, speziell die künstlerisch
veranlagt sind, sind einige sehr gute Angebote dabei. Die
Altersverteilung auf der Station ist eher im jungen Erwachsenenalter und
überwiegend Frauen anzusehen. Das Essen ist meistens gut bis okay.
(einzelne Gerichte lernt man, einfach sich nicht auszusuchen)
Contra:
Die Station versäumt es sehr, relativ offen mit den Patienten zu
sprechen. Was zu unnötigen Konflikten führt. Für
Traumafolgeerkrankungen, wenn diese Vordergründig sind, halte ich diese
Station nicht für geeignet. Dafür herrscht auf dieser Station zu
wenig Ruhe. Mir wurde nicht mal gesagt, wer mein Bezugsbetreuer ist. Ich
fand den Umgang untereinander sehr kühl und sehr konfliktreich. Im
Großen und Ganzen hab ich mich sehr allein gelassen gefühlt, auch wenn
ich um Unterstützung bat. Die Therapien sind find ich mehr Zwang, gut
gemeint, müsste aber meiner Meinung nach mehr Anpassung möglich sein,
was nicht der Fall ist. Mir fehlt definitiv das Mitspracherecht auf
dieser Station. Ist man als Patient sehr stark anpassungsfähig, ist es
weniger ein Problem, braucht man eine gewisse Flexibilität, würde ich
mir die Station überlegen. Zudem ist nachts keine
Stationsdauerbesetzung da (das könnte sich aber verändert haben, da
die PSM 5 mit der PSM 6 zusammengelegt wurde) – wäre es immer noch so,
gerade bei Traumata eher nicht so empfehlenswert, Psychoedukation ist
sehr mangelhaft
Fazit:
Je nachdem was ein einzelner braucht, kann die Station gut sein. Es ist
aber auch stark abhängig von den Mitpatienten, vor allem da diese sich
eigentlich am Meisten helfen (Beziehungsaspekte spielen auf der Station
glaube ich die größte Rolle). Bei einer Persönlichkeitsstörung und
dem klaren Ziel z.B. der klaren Kommunikations- und
Interaktionsverbesserung kann die Station richtig gut sein, wenn man
sehr anpassungsfähig ist. Braucht man mehr individuelle Begleitung und/
oder hat vor allem mit einer Traumafolgeerkrankung vordergründig zu
kämpfen würde ich die Station nicht empfehlen.
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