Schön Klinik Bad Staffelstein
- Essstörungsabteilung
Die Schön Klinik Bad Staffelstein hat eine Abteilung für
Psychosomatik, Orthopädie und Neurologie. In der Abteilung für
Psychosomatik werden verschiedene psychsomatische Erkrankungen
behandelt, der Schwerpunkt liegt auf Essstörungen, Depressionen und
Angststörungen.
Die Einsenderin wurde in der Abteilung für Essstörungen behandelt.
Auf
der Essstörungsstation werden ausschließlich Frauen ab 18 Jahren
behandelt, es gibt nur Einzelzimme. (einzige Ausnahme ist ein
„Doppenzimmer“, welches aber wie zwei Einzelzimmer aussieht, wo
allerdings ein Stück Wand fehlt - ist wegen der Kostenübernahme der
Krankenkasse so).
Die Pflege ist rund um die Uhr da - sowohl die Co-Therapeuten für psychische Belange, als auch die medizinischen Pfleger.
Die Klinik arbeitet nach einem verhaltenstherapeutischen Konzept, es wird mit 4 Phasentischen gearbeitet:
Tisch 1: Alle MZ sind durch die Pflege betreut und werden von der Küche angerichtet.
Tisch
2: Nur das Mittagessen wird von Therapeuten betreut (unter der Woche).
Dort wird mittags das Portionieren geübt (außer am WE, da keine
Tischbegleitung). Morgens und abends bedient man sich am Buffet (derzeit
etwas anders wegen Corona).
Tisch 3: Keine Tischbegleitung,
eigenständiges Portionieren (außer mittags am WE). Die Basisportion bzw.
Basisportion mit Zusätzen nach Absprache muss aber noch eingehalten
werden.
Tisch 4: MZ Komponenten können ausgetauscht werden (z.B.
Kombinieren des vegetarischen Gerichts und der Vollkost). Nach Absprache
mit dem Therapeuten/der Therapeutin ist Essen nach Hunger und Sättigung
möglich.
Zur Erprobung des Essens in einer „normaleren“ Umgebung
können Patienten auch zeitweise bei den orthopädischen Patienten oder
im Privatbereich sitzen.
Die Richtmenge bzw. Basisportion sieht folgender Maßen aus:
Morgens: 2 Brötchen, Butter, Belag
Mittags: eine normale warme Portion
Abends: 4 Scheiben Vollkornbrot/ 3 Scheiben Graubrot, Butter, Belag
Die
meisten Patienten (v.a. im Untergewicht) bekommen aber recht schnell
Zusätze zu den MZ oder Zwischenmahlzeiten. Mit Fresubin wird nur in
seltenen Ausnahmefällen gearbeitet. Nach den Mahlzeiten gibt es eine
Mahlzeiten
Nachbetreuung.
Man wird täglich gewogen, bei
nicht einhalten der Portionsgrößen der Nichterreichen der geforderten
Zunahme hat man an diesem Tag keinen Ausgang.
Meist wird mit
einem Konzept der Intervalltherapie behandelt, es gibt mehrere
Behandlungsphasen, die im Wechsel bei uns in der Klinik und in Ihrem
häuslichen Umfeld stattfinden. Während der Phasen Zuhause kann man z.B
telefonisch weiter Unterstützung erhalten.
Therapien:
Einzeltherapie (Privatpatienten: 2x 50 Min. pro Woche, Kassenpatienten:
3x 25 Min. pro Woche), Essstörungsbewältigungsgruppe, Problemlösegruppe,
Wochenzielgruppe, emotionale/soziale Kompetenz, Körpertherapie (viel
Achtsamkeitsarbeit), Kunsttherapie, Selbstmitgefühl Gruppe/Einzel
(Erarbeiten einer individuellen Affirmation), Massagen (nur für
Privatpatienten), 2 Mal wöchentlich Alltagstransfergruppe (ohne
Therapeuten), Ernährungsberatung, angewandte Ernährungstherapie
(gemeinsames Kochen und Essen), Biofeedback, Waldbaden, PTBS-Gruppe
Ausgang hat man nach Absprache abhängig von der psychischen und körperlichen Verfassung (Stimmung, Gewicht, Bewegungsdrang etc.)
Wenn man keinen Ausgang hat, darf man 3 Mal täglich in die sogenannte Schutzzone auf dem Klinikgelände. (je 15 Min.)
Das Handy darf man die ganze Zeit haben, nur in der
Mahlzeitennachbetreuung (1-2h) darf man es nicht benutzen. Patientinnen
mit starkem Bewegungsdrang oder in schweren psychischen Krisen
verbringen den ganzen Tag (außer während der MZ und Therapien) in dem
Gemeinschaftsraum und dürfen Medien nur 2h nutzen.
Pro:
Kompetente Therapeuten und Pfleger, Betreuung rund um die Uhr, Arbeit
mit einem Intervallprogramm und dem individuellen Setpoint statt
BMI-Bereichen, viele Therapieangebote, langfristige Unterstützung auch
über irgendein „Zielgewicht“ hinaus, unmotivierte Patienten werden nach
einer Weile rausgeschmissen, die Regeln bzgl. Ausgang und MZ sind zwar
streng, aber extrem sinnvoll und hilfreich, Regeln werden individuell
gelockert
Kontra: Starker Fokus aufs Essen, PTBS Programm wurde
immer mehr eingestampft (es gibt noch eine Gruppe, die allerdings nur 1h
dauert), geringe Kompetenz bei anderen ES außer Anorexie
Die Einsenderin schreibt:
Ich
würde die Klinik v.a. bei Anorexie sehr empfehlen. In diesem Bereich
ist die Therapie wirklich nahezu perfekt für viele Patientinnen. Wer
neben der Anorexie noch andere schwerwiegende Probleme hat (sehr starke
Depressionen, Trauma, Borderline, Zwänge), sollte sich im Anschluss an
die ES-Behandlung unter Umständen noch eine andere Klinik suchen.
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