LWL Klinik Lengerich - Station 19.3 - DBT
Versorgungsgebiete:
Betriebsstelle Rheine: Wettringen, Neuenkirchen, Rheine,
Hörstel, Emsdetten und Ochtrup
Betriebsstelle Lengerich: übriger
Kreis Steinfurt
In der LWL Klinik Lengerich werden Erwachsene ab 18
Jahren aufgenommen, es gibt verschiedene Stationen für verschiedene
Erkrankungen, u.a geschlossene Stationen, Angebote für Depressionen und
Schizophrenie.
Heute geht es um die Station 19.3, die zur
Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie gehört und Patienten ab 18
Jahren mit Emotional-Instabilen-Persönlichkeitsstörungen behandelt.
Die
Station arbeitet nach dem Konzept der DBT, das Programm dauert 10-12
Wochen. Außerdem gibt es die Möglichkeit zu einem
Krisen/Stabilisierungsaufenthalt aufgenommen werden, bei ausreichender
Stabilität und begleitender PTBS kann zu einer EMDR Behandlung
aufgenommen werden.
Die Patienten sind in zwei Gruppen
aufgeteilt, DBT 1 und DBT 2, in DBT 1 sind eher die jüngeren Patienten,
in DBT 2 die etwas älteren, manchmal ist es aber auch mehr durchmischt.
Das
Konzept DBT wird sehr konsequent umgesetzt: Es wird in 2 Phasen
gearbeitet: Phase 1 dient der Einlebung und Orientierung auf Station,
Verhaltensanalysen werden direkt mit der Pflege und dann mit dem/der
Einzeltherapeut*in besprochen, man bekommt noch Bedarfsmedikation und es
wird mit der Pflege an Skills gearbeitet. Phase 1 wird nach ca. 3
Wochen durch Phase 2 abgelöst. Dies geschieht durch die sog.
"Teamvorstellung". Hier wird dem therapeutischen Team eine VA
vorgestellt, die zuvor mit dem/der Therapeut*in ausgefüllt wurde. Sie
ist exemplarisch und soll das Problemverhalten verdeutlichen. Es werden
Ziele für die Therapie besprochen und die Behandlungsdauer. In Phase 2
gibt es dann keine Bedarfsmedikation mehr (weil mit Skills gearbeitet
werden soll) und Verhaltensanalysen müssen erst mit 2 Mitpatient*innen
aus der eigenen Gruppe besprochen werden. Die Mitpatient*innen stellen
die VA dann in einem Gespräch der Pflege vor, die anschließend Fragen
dazu stellt. Wie in Phase 1 auch ist man bis zur Besprechung der VA im
"Therapie Off", d.h. man nimmt nur an der Visite, der Stationsrunde
sowie der Diary Card Besprechung teil. Meist dauert ein off ca. einen halben Tag, sodass man i.d.R. nur eine Therapie verpasst.
Jede*r
Patient*in bekommt eine*n Bezugspfleger*in zugeteilt, mit dem*der man
1x/Woche ein Gesprächstermin hat. Ebenso bekommt man eine*n Arzt/Ärztin,
die auch die Therapeut*in darstellen. Es gibt einige wenige
Psychologinnen, Patient*innen der Psychologinnen bekommen zusätzlich
noch eine*n Arzt*Ärztin.
Therapien: Einzeltherapien (1x50 Min,
1x 25 Min.), 1x w. Bezugspflegegespräch, Skillsgruppe (2x w.)
Basisgruppe (eine Art informative Gruppe in der sich die Gruppe ein
Thema aussucht, zu welchem sie informiert werden möchte),
Bezugsgruppe,Achtsamkeitsgrupp, je nach Wunsch: Problemlösegruppe, SKT,
Musiktherapie, Kunsttherapie, Selbstmitgefühlsgruppe, Sport und Yoga
Jeden Morgen gibt es eine Morgenrunde, am Abend gibt es eine Besprechung der Diary-Card die jeder Patient führen muss.
Sein Handy darf man durchgängig haben.
Pro:
Mir hat der Aufenthalt super geholfen und ich werde in einem halben
Jahr zum Intervall und zur Traumatherapie erneut hingehen. Die Pflege
kommuniziert super offen und ich habe mit ausnahmslos allen
Pfleger*innen gute Gespräche geführt, auch wenn man natürlich Vorlieben
hat. Man bekommt wirklich viel Zeit zum Einleben auf Station und mit den
ganzen Protokollen, die man führen soll. Musiktherapie war für mich
richtig hilfreich, die Therapeutin ist große Klasse, meine Bezugspflege
war top und auch meine Ärztin. Ich hatte aber auch mit anderen Ärzten
Gespräche und auch die waren (bis auf eine Ausnahme) wirklich alle
super. Sport macht extrem viel Spaß, auch wenn das Angebot aufgrund von
Corona derzeit sehr eingeschränkt ist. Die Sporttherapie gibt sich aber
große Mühe, 3x wtl. ein Angebot zu machen. Man kann vegan essen, was
toll ist und die Küche gibt sich größtenteils auch Mühe.
Kontra:
Ich bin mit der Kunsttherapeutin nicht zurecht gekommen und habe
deswegen mit Kunst wieder aufgehört. Andere Patient*innen fanden Kunst
aber toll. Eine Ärztin hat mir ggü. eine sehr unangebrachte Bemerkung
gemacht und auch andere Patient*innen sind nicht so gut mit ihr zurecht
gekommen, aber das ist Typsache. Eine VA bekommt man nach 19 Uhr
nicht mehr, sondern erst am nächsten Tag, was das Off
dann verlängert und wenn man sich in der Gruppe nicht so wohl fühlt, ist
es etwas schwierig, zwei Mitpatient*innen zu finden, mit denen man die
VA bespricht. Für Musik, Yoga und Kunst gibt es recht lange Wartelisten.
Fazit:
Wenn man sich auf das Konzept einlassen kann, ist man da wirklich an
der richtigen Stelle. Das Team gibt einem auch viele Chancen. Ein
Patient hat z.B. eine recht lange Zeit etwas wichtiges verschwiegen und
das dann doch noch besprochen. Es wurde mit ihm neu angefangen und der
zweite Anlauf hat dann auch geklappt. Man kann IMMER mit der Pflege
sprechen, sie helfen einem auch, die für die Situation passenden Skills
zu finden und sind wirklich super lieb. Ich habe mich sehr wohl gefühlt
und kann die Station nur empfehlen. Einzige Einschränkung ist
allerdings, wenn man eine schwere Essstörung hat, die wird dort nicht
behandelt. Ich hatte aber bei esssgestörtem Verhalten die Konsequenz
einer VA, mir hat das geholfen, allerdings hat auch eine Patientin mit
Anorexie den Aufenthalt dort abgebrochen. Ich bin mit Bulimie dort
relativ gut zurecht gekommen und habe Hilfe erhalten, wenn auch nicht
vorrangig auf die ES bezogen.
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