Dienstag, 12. Oktober 2021

LWL Klinik Lengerich - Station 19.3 - DBT

LWL Klinik Lengerich - Station 19.3 - DBT

Versorgungsgebiete:
Betriebsstelle Rheine: Wettringen, Neuenkirchen, Rheine, Hörstel, Emsdetten und Ochtrup
Betriebsstelle Lengerich: übriger Kreis Steinfurt

(C) LWL Lengerich

In der LWL Klinik Lengerich werden Erwachsene ab 18 Jahren aufgenommen, es gibt verschiedene Stationen für verschiedene Erkrankungen, u.a geschlossene Stationen, Angebote für Depressionen und Schizophrenie.

Heute geht es um die Station 19.3, die zur Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie gehört und Patienten ab 18 Jahren mit Emotional-Instabilen-Persönlichkeitsstörungen behandelt.

Die Station arbeitet nach dem Konzept der DBT, das Programm dauert 10-12 Wochen. Außerdem gibt es die Möglichkeit zu einem Krisen/Stabilisierungsaufenthalt aufgenommen werden, bei ausreichender Stabilität und begleitender PTBS kann zu einer EMDR Behandlung aufgenommen werden.

Die Patienten sind in zwei Gruppen aufgeteilt, DBT 1 und DBT 2, in DBT 1 sind eher die jüngeren Patienten, in DBT 2 die etwas älteren, manchmal ist es aber auch mehr durchmischt.
Das Konzept DBT wird sehr konsequent umgesetzt: Es wird in 2 Phasen gearbeitet: Phase 1 dient der Einlebung und Orientierung auf Station, Verhaltensanalysen werden direkt mit der Pflege und dann mit dem/der Einzeltherapeut*in besprochen, man bekommt noch Bedarfsmedikation und es wird mit der Pflege an Skills gearbeitet. Phase 1 wird nach ca. 3 Wochen durch Phase 2 abgelöst. Dies geschieht durch die sog. "Teamvorstellung". Hier wird dem therapeutischen Team eine VA vorgestellt, die zuvor mit dem/der Therapeut*in ausgefüllt wurde. Sie ist exemplarisch und soll das Problemverhalten verdeutlichen. Es werden Ziele für die Therapie besprochen und die Behandlungsdauer. In Phase 2 gibt es dann keine Bedarfsmedikation mehr (weil mit Skills gearbeitet werden soll) und Verhaltensanalysen müssen erst mit 2 Mitpatient*innen aus der eigenen Gruppe besprochen werden. Die Mitpatient*innen stellen die VA dann in einem Gespräch der Pflege vor, die anschließend Fragen dazu stellt. Wie in Phase 1 auch ist man bis zur Besprechung der VA im "Therapie Off", d.h. man nimmt nur an der Visite, der Stationsrunde sowie der Diary Card Besprechung teil. Meist dauert ein off ca. einen halben Tag, sodass man i.d.R. nur eine Therapie verpasst.

Jede*r Patient*in bekommt eine*n Bezugspfleger*in zugeteilt, mit dem*der man 1x/Woche ein Gesprächstermin hat. Ebenso bekommt man eine*n Arzt/Ärztin, die auch die Therapeut*in darstellen. Es gibt einige wenige Psychologinnen, Patient*innen der Psychologinnen bekommen zusätzlich noch eine*n Arzt*Ärztin.

Therapien: Einzeltherapien (1x50 Min, 1x 25 Min.), 1x w. Bezugspflegegespräch, Skillsgruppe (2x w.) Basisgruppe (eine Art informative Gruppe in der sich die Gruppe ein Thema aussucht, zu welchem sie informiert werden möchte), Bezugsgruppe,Achtsamkeitsgrupp, je nach Wunsch: Problemlösegruppe, SKT, Musiktherapie, Kunsttherapie, Selbstmitgefühlsgruppe, Sport und Yoga

Jeden Morgen gibt es eine Morgenrunde, am Abend gibt es eine Besprechung der Diary-Card die jeder Patient führen muss.

Sein Handy darf man durchgängig haben.

Pro: Mir hat der Aufenthalt super geholfen und ich werde in einem halben Jahr zum Intervall und zur Traumatherapie erneut hingehen. Die Pflege kommuniziert super offen und ich habe mit ausnahmslos allen Pfleger*innen gute Gespräche geführt, auch wenn man natürlich Vorlieben hat. Man bekommt wirklich viel Zeit zum Einleben auf Station und mit den ganzen Protokollen, die man führen soll. Musiktherapie war für mich richtig hilfreich, die Therapeutin ist große Klasse, meine Bezugspflege war top und auch meine Ärztin. Ich hatte aber auch mit anderen Ärzten Gespräche und auch die waren (bis auf eine Ausnahme) wirklich alle super. Sport macht extrem viel Spaß, auch wenn das Angebot aufgrund von Corona derzeit sehr eingeschränkt ist. Die Sporttherapie gibt sich aber große Mühe, 3x wtl. ein Angebot zu machen. Man kann vegan essen, was toll ist und die Küche gibt sich größtenteils auch Mühe.

Kontra: Ich bin mit der Kunsttherapeutin nicht zurecht gekommen und habe deswegen mit Kunst wieder aufgehört. Andere Patient*innen fanden Kunst aber toll. Eine Ärztin hat mir ggü. eine sehr unangebrachte Bemerkung gemacht und auch andere Patient*innen sind nicht so gut mit ihr zurecht gekommen, aber das ist Typsache. Eine VA bekommt man nach 19 Uhr

nicht mehr, sondern erst am nächsten Tag, was das Off dann verlängert und wenn man sich in der Gruppe nicht so wohl fühlt, ist es etwas schwierig, zwei Mitpatient*innen zu finden, mit denen man die VA bespricht. Für Musik, Yoga und Kunst gibt es recht lange Wartelisten.

Fazit: Wenn man sich auf das Konzept einlassen kann, ist man da wirklich an der richtigen Stelle. Das Team gibt einem auch viele Chancen. Ein Patient hat z.B. eine recht lange Zeit etwas wichtiges verschwiegen und das dann doch noch besprochen. Es wurde mit ihm neu angefangen und der zweite Anlauf hat dann auch geklappt. Man kann IMMER mit der Pflege sprechen, sie helfen einem auch, die für die Situation passenden Skills zu finden und sind wirklich super lieb. Ich habe mich sehr wohl gefühlt und kann die Station nur empfehlen. Einzige Einschränkung ist allerdings, wenn man eine schwere Essstörung hat, die wird dort nicht behandelt. Ich hatte aber bei esssgestörtem Verhalten die Konsequenz einer VA, mir hat das geholfen, allerdings hat auch eine Patientin mit Anorexie den Aufenthalt dort abgebrochen. Ich bin mit Bulimie dort relativ gut zurecht gekommen und habe Hilfe erhalten, wenn auch nicht vorrangig auf die ES bezogen.

 

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