Klinikum Wahrendorff - Juliane-Wahrendorff-Klinik 1
Station für junge Erwachsene
Im Klinik Wahrendorff werden Erwachsene ab 18 Jahren mit
verschiedensten psychischen Erkrankungen behandelt, es gibt geschlossene
Stationen, einen Suchtbereich, einen allgemeinpsychiatrischen Bereich,
eine Transitionsstation für junge Erwachsene, eine Psychotherapiestation
sowie ein Traumazentrum.
Heute wird es um die Transitionsstation für junge Erwachsene geht.
Es gibt einen tagesklinischen und stationären Bereich. Die Einsenderin wurde im stationären Bereich behandelt.
Auf
der JWK werden Jugendliche und junge Erwachsene von 16-25 Jahren
aufgenommen mit verschiedensten psychiatrischen Krankheitsbildern wie
z.B Affektive Störungen, Angststörungen, Zwangsstörungen, Psychosen oder
dem Asperger-Syndrom.
Patienten mit einer primären Essstörung oder
einer Suchterkrankung können nicht aufgenommen werden. Die Station wird
offen geführt.
Es gibt Dreibettzimmer mit eigenem Balkon und
Badezimmer. Bettwäsche und Handtücher werden gestellt. Man kann aber
auch eigene mitbringen. Kleidung kann 1x die Woche kostenlos gewaschen
werden.
Man wird jeden Morgen von der Pflege geweckt. Durch
Corona gibt es aktuell zwei Gruppenm von denen eine früher und die
andere später für das Temperatur messen und Frühstück geweckt wird. Auch
bei den anderen Mahlzeiten haben beide Gruppen eine extra Essenszeit.
Danach geht man zur Morgenrunde und hat danach Therapien und/ oder
freiwillige Angebote, die je nach Tag unterschiedlich sind. Die
Teilnahme an den Therapien(Morgen-und Abendrunden zählen auch dazu!) ist
Pflicht. Um 22 Uhr muss man sich Abends auf dem Klinikgelände befinden
und sich bei den Pflegern melden.
Die Station arbeitet mit einer Kombi aus den verschiedensten Therapieverfahren.
Bei
der Aufnahme kriegt jeder einen standardisierten Therapieplan. Dieser
enthält 1x wöchentlich 50 Min. Einzeltherapie (oder 2x 25 Min.), 2x die
Woche je 45 Minuten Gruppentherapie(IJEG), 1x
Frauen-/Männergruppe(ebenso Gruppentherapie, nur nach Geschlecht
getrennt. Themen können, aber müssen nicht geschlechtsspezifisch sein),
für Frauen 1x die Woche Musiklabor(anhören und wahrnehmen von Musik) Psychoedukation und Wochenrückblick.
Montags
ist immer Gruppenvisite, in der man eine zufällige Frage gestellt
bekommt und oft auch ein Ziel oder einen Plan für die Woche nennen muss
und auch nennen kann, was man vom Personal für die Woche(zB an Terminen
braucht). Morgens und Abends gibt es auch eine verpflichtende Morgen-
und Abendrunde.
Nach 4-7 Wochen verändert sich der Therapieplan
und wird ein wenig angepasst. Man kann z.B Musiktherapie (Einzel oder
Gruppe), Kunsttherapie, Stresstoleranz/Skilltraining oder SKT dazu
bekommen, je nach Krankheitsbild und Symptomatik.
Zudem kann man
in die JEG „aufsteigen“. Das ist genauso eine Gesprächsgruppe wie die
IJEG, die 2x die Woche stattfindet. Jedoch ist diese kleiner, dauert 60
Minuten und erfordert mehr Initiative der Patienten als in der IJEG. Man
wird, wenn man mal nicht redet von Therapeuten auch in der Gruppe
angesprochen, was man von dem Thema hält usw und muss, wenn man sich mit
einem Thema nicht wohlfühlt, in der Gruppe bleiben und es ansprechen,
was in der IJEG eben lockerer gesehen wird. Ansonsten gibt es zusätzlich
freiwillige Angebote wie kognitives Training, autogenes
Training/Imagination, Walking, Pilates, Tae-Bo, Fitness(Klinik verfügt
über ein eigenes Fitnessstudio) und Ergotherapie.
1x die Woche
bespricht man mit der Stationsleitung auch im Plenum über den
Stationsalltag und kann auch mal gemeinsame Aktionen planen.
Fehlt
man öfter oder kommt zu spät zu Therapien, fliegt man raus. Wenn es
einem so schlecht geht, dass überhaupt nichts mehr geht, muss der Pflege
Bescheid gegeben werden. Gesehen wird das aber trotzdem nicht gerne.
Bei Selbstverletzungen, romantischen/sexuellen Beziehungen auf Station,
Drogen, Alkohol und dem Konsum von Energydrinks fliegt man noch am
selben Tag von Station.
Man hat abseits der Therapien den ganzen
Tag Ausgang, sein Handy darf man ebenfalls den ganzen Tag haben, auch
Laptops oder Tablets kann man mitbringen. Bis 23 Uhr gibt es kostenloses
WLAN.
Momentan darf man Corona bedingt am Wochenende nicht nach
Hause. Besuch kann man momentan eine Stunde pro Tag von einer Person in
den vorgesehenen Besuchszeiten haben. Diese muss offiziell getestet oder geimpft sein und dies vorweisen können.
Auf
dem Gelände befindet sich ein Park, in dem man freie Zeit verbringen
kann. Zum Einkaufen gibt’s zwei Supermärkte in der Nähe. Man kann auch
neuerdings für Lebensmittel den Patientenkühlschrank der Station
benutzen.
Die Einsenderin schreibt:
Pro: Viele
Freizeitangebote, es wird versucht viel möglich zu machen bezüglich
Aktionen, einige vom Personal sind nett, man ist mit Leuten aus seiner
Altersgruppe zusammen, recht viele Freiheiten
Kontra: Viele
Pflegekräfte haben einen sehr groben Umgangston und sind unfreundlich.
Für viele Kleinigkeiten wird man grundlos angemeckert. Manche nutzen
ihre Macht aus. Viele der Therapeuten sind noch sehr jung und
unerfahren. Es kann vorkommen, dass die Person mit einem überfordert
ist. Hat man eine(n) Bezugstherapeuten/-in, mit dem/der man nicht
klarkommt, darf man ihn/sie nicht wechseln und kann dann nicht wirklich
irgendwo individuelle Probleme besprechen. Man muss ständig wegen jeder
Kleinigkeit befürchten, rausgeschmissen zu werden und muss aufpassen,
was man sagt. Viel wird von den Therapeuten hinterm Rücken besprochen
und mit dem Patienten wird keine richtige Absprache getroffen. Gruppen
wie Psychodeukation, Stresstoleranz/Skilltraining oder GSK sind in einem
Modulsystem aufgebaut. Das heißt, sobald man durch ist, hat man immer
mehr Leerlauf. Die Morgen- und Abendrunden und der Wochenrückblick sind
sehr oberflächlich. Man nennt eben Infos zur aktuellen Stimmungslage,
aber es wird langfristig nicht darauf geachtet, dass man es schafft,
selbstständig etwas daran zu ändern.
Die Gesprächsgruppen empfand
ich persönlich als weniger hilfreich, da sie eher aus einem Austausch
als aus einer Problemlösung bestehen. Themen werden oft in eine andere
Richtung gelenkt als ursprünglich gewollt und oft gibt es entweder zu
viele Personen, die ein Thema ansprechen wollen oder es gibt keins und
man redet über unnötige Sachen.
Ich würde die Station nur Leuten
empfehlen, die psychisch stabil genug sind, um Ziele und Perspektiven
für das eigene Leben zu sehen und sehr viel Verantwortung auch selbst zu
übernehmen.
Vielen Dingen(zB neue Gruppen) muss man nämlich selbst
hinterherrennen und erfahren tut man von ihnen meist auch nur durch
Mitpatienten. Geht es einem so schlecht, dass man keine Ziele mehr sehen
kann, wird man schnell als misstrauisch und lustlos eingestuft und kann
ebenso eine Entlassung riskieren. Wenn man eine Essstörung hat, sollte
sie nicht das Hauptproblem sein und man muss sie ziemlich gut im Griff
haben.
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