Montag, 18. Oktober 2021

Klinikum Wahrendorff - Juliane-Wahrendorff-Klinik 1 Station für junge Erwachsene

 Klinikum Wahrendorff - Juliane-Wahrendorff-Klinik 1
Station für junge Erwachsene

(C) Klinikum Wahrendorff
 

Im Klinik Wahrendorff werden Erwachsene ab 18 Jahren mit verschiedensten psychischen Erkrankungen behandelt, es gibt geschlossene Stationen, einen Suchtbereich, einen allgemeinpsychiatrischen Bereich, eine Transitionsstation für junge Erwachsene, eine Psychotherapiestation sowie ein Traumazentrum.

Heute wird es um die Transitionsstation für junge Erwachsene geht.
Es gibt einen tagesklinischen und stationären Bereich. Die Einsenderin wurde im stationären Bereich behandelt.

Auf der JWK werden Jugendliche und junge Erwachsene von 16-25 Jahren aufgenommen mit verschiedensten psychiatrischen Krankheitsbildern wie z.B Affektive Störungen, Angststörungen, Zwangsstörungen, Psychosen oder dem Asperger-Syndrom.
Patienten mit einer primären Essstörung oder einer Suchterkrankung können nicht aufgenommen werden. Die Station wird offen geführt.

Es gibt Dreibettzimmer mit eigenem Balkon und Badezimmer. Bettwäsche und Handtücher werden gestellt. Man kann aber auch eigene mitbringen. Kleidung kann 1x die Woche kostenlos gewaschen werden.

Man wird jeden Morgen von der Pflege geweckt. Durch Corona gibt es aktuell zwei Gruppenm von denen eine früher und die andere später für das Temperatur messen und Frühstück geweckt wird. Auch bei den anderen Mahlzeiten haben beide Gruppen eine extra Essenszeit. Danach geht man zur Morgenrunde und hat danach Therapien und/ oder freiwillige Angebote, die je nach Tag unterschiedlich sind. Die Teilnahme an den Therapien(Morgen-und Abendrunden zählen auch dazu!) ist Pflicht. Um 22 Uhr muss man sich Abends auf dem Klinikgelände befinden und sich bei den Pflegern melden.

Die Station arbeitet mit einer Kombi aus den verschiedensten Therapieverfahren.

Bei der Aufnahme kriegt jeder einen standardisierten Therapieplan. Dieser enthält 1x wöchentlich 50 Min. Einzeltherapie (oder 2x 25 Min.), 2x die Woche je 45 Minuten Gruppentherapie(IJEG), 1x Frauen-/Männergruppe(ebenso Gruppentherapie, nur nach Geschlecht getrennt. Themen können, aber müssen nicht geschlechtsspezifisch sein), für Frauen 1x die Woche Musiklabor(anhören und wahrnehmen von
Musik) Psychoedukation und Wochenrückblick.

Montags ist immer Gruppenvisite, in der man eine zufällige Frage gestellt bekommt und oft auch ein Ziel oder einen Plan für die Woche nennen muss und auch nennen kann, was man vom Personal für die Woche(zB an Terminen braucht). Morgens und Abends gibt es auch eine verpflichtende Morgen- und Abendrunde.

Nach 4-7 Wochen verändert sich der Therapieplan und wird ein wenig angepasst. Man kann z.B Musiktherapie (Einzel oder Gruppe), Kunsttherapie, Stresstoleranz/Skilltraining oder SKT dazu bekommen, je nach Krankheitsbild und Symptomatik.

Zudem kann man in die JEG „aufsteigen“. Das ist genauso eine Gesprächsgruppe wie die IJEG, die 2x die Woche stattfindet. Jedoch ist diese kleiner, dauert 60 Minuten und erfordert mehr Initiative der Patienten als in der IJEG. Man wird, wenn man mal nicht redet von Therapeuten auch in der Gruppe angesprochen, was man von dem Thema hält usw und muss, wenn man sich mit einem Thema nicht wohlfühlt, in der Gruppe bleiben und es ansprechen, was in der IJEG eben lockerer gesehen wird. Ansonsten gibt es zusätzlich freiwillige Angebote wie kognitives Training, autogenes Training/Imagination, Walking, Pilates, Tae-Bo, Fitness(Klinik verfügt über ein eigenes Fitnessstudio) und Ergotherapie.
1x die Woche bespricht man mit der Stationsleitung auch im Plenum über den Stationsalltag und kann auch mal gemeinsame Aktionen planen.

Fehlt man öfter oder kommt zu spät zu Therapien, fliegt man raus. Wenn es einem so schlecht geht, dass überhaupt nichts mehr geht, muss der Pflege Bescheid gegeben werden. Gesehen wird das aber trotzdem nicht gerne. Bei Selbstverletzungen, romantischen/sexuellen Beziehungen auf Station, Drogen, Alkohol und dem Konsum von Energydrinks fliegt man noch am selben Tag von Station.

Man hat abseits der Therapien den ganzen Tag Ausgang, sein Handy darf man ebenfalls den ganzen Tag haben, auch Laptops oder Tablets kann man mitbringen. Bis 23 Uhr gibt es kostenloses WLAN.

Momentan darf man Corona bedingt am Wochenende nicht nach Hause. Besuch kann man momentan eine Stunde pro Tag von einer Person in den vorgesehenen Besuchszeiten haben. Diese
muss offiziell getestet oder geimpft sein und dies vorweisen können.

Auf dem Gelände befindet sich ein Park, in dem man freie Zeit verbringen kann. Zum Einkaufen gibt’s zwei Supermärkte in der Nähe. Man kann auch neuerdings für Lebensmittel den Patientenkühlschrank der Station benutzen.

Die Einsenderin schreibt:

Pro: Viele Freizeitangebote, es wird versucht viel möglich zu machen bezüglich Aktionen, einige vom Personal sind nett, man ist mit Leuten aus seiner Altersgruppe zusammen, recht viele Freiheiten

Kontra: Viele Pflegekräfte haben einen sehr groben Umgangston und sind unfreundlich. Für viele Kleinigkeiten wird man grundlos angemeckert. Manche nutzen ihre Macht aus. Viele der Therapeuten sind noch sehr jung und unerfahren. Es kann vorkommen, dass die Person mit einem überfordert ist. Hat man eine(n) Bezugstherapeuten/-in, mit dem/der man nicht klarkommt, darf man ihn/sie nicht wechseln und kann dann nicht wirklich irgendwo individuelle Probleme besprechen. Man muss ständig wegen jeder Kleinigkeit befürchten, rausgeschmissen zu werden und muss aufpassen, was man sagt. Viel wird von den Therapeuten hinterm Rücken besprochen und mit dem Patienten wird keine richtige Absprache getroffen. Gruppen wie Psychodeukation, Stresstoleranz/Skilltraining oder GSK sind in einem Modulsystem aufgebaut. Das heißt, sobald man durch ist, hat man immer mehr Leerlauf. Die Morgen- und Abendrunden und der Wochenrückblick sind sehr oberflächlich. Man nennt eben Infos zur aktuellen Stimmungslage, aber es wird langfristig nicht darauf geachtet, dass man es schafft, selbstständig etwas daran zu ändern.
Die Gesprächsgruppen empfand ich persönlich als weniger hilfreich, da sie eher aus einem Austausch als aus einer Problemlösung bestehen. Themen werden oft in eine andere Richtung gelenkt als ursprünglich gewollt und oft gibt es entweder zu viele Personen, die ein Thema ansprechen wollen oder es gibt keins und man redet über unnötige Sachen.

Ich würde die Station nur Leuten empfehlen, die psychisch stabil genug sind, um Ziele und Perspektiven für das eigene Leben zu sehen und sehr viel Verantwortung auch selbst zu übernehmen.

Vielen Dingen(zB neue Gruppen) muss man nämlich selbst hinterherrennen und erfahren tut man von ihnen meist auch nur durch Mitpatienten. Geht es einem so schlecht, dass man keine Ziele mehr sehen kann, wird man schnell als misstrauisch und lustlos eingestuft und kann ebenso eine Entlassung riskieren. Wenn man eine Essstörung hat, sollte sie nicht das Hauptproblem sein und man muss sie ziemlich gut im Griff haben.


(C) Video: Einsenderin

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