Erwachsenenpsychiatrie Wilhelmshaven - Station PSY 7
(C) Klinikum Wilhelsmhaven
In der Psychiatrie Wilhelmshaven gibt es verschiedene Stationen:
PSY 1 (Akutaufnahmestation)
PSY2 (Gerontopsychiatrie)
PSY 3 (Privatstation mit dem Schwerpunkt Depressionen)
PSY 4 (Allgemeinpsychiatrie, Schwerpunkt junge Erwachsene)
PSY 7 (Psychotherapie und Psychosomatik, Schematherapie)
Außerdem gibt es zwei Tageskliniken (PSY 5 und PSY 6)
Die Einsenderin wurde aufgrund einer KPTBS und dissoziativen Störung auf der PSY7 behandelt.
Die
Station hat 24 Plätze, es gibt nur Doppelzimmer, die Zimmer haben einen
eigenen Fernseher sowie Toilette, Duschen sind auf dem Flur. Außerdem
gibt es noch ein großes Badezimmer mit Badewanne. Die Station hat eine
eigene Küche, die immer offen ist, man kann also jederzeit backen oder
kochen und sich was zu Essen machen.
Aufgenommen werden
schwerpunktmäßig Patienten mit Depressionen, Persönlichkeitsstörungen,
Traumafolgestörungen, Angststörungen und psychosomatischen Erkrankungen.
Man kann sowohl geplant über die Warteliste als auch notfallmäßig
kommen z.B von der Krisenstation als Verlegung (wenn man im Sektorgebiet
wohnt).
Die Patienten sind in zwei Gruppen aufgeteilt. Es gibt
die gelbe und die grüne Gruppe. In welche Gruppe man kommt, richtet sich
danach, welche Bezugszherapeutin man hat. Es gibt vier Therapeuten,
davon zwei Ärzte.
Die Station bietet schwerpunktmäßig
Schematherapie an, was das ist haben wir euch ja schon in einem Post
vorgestellt. Drei von den Vier Therapeuten arbeiten nach der
Schematherapie.
Die Aufenthaltsdauer ist sehr individuell, bei einer Schematherapie sollte man aber mindestens 6-8 Wochen rechnen.
Zum
Therapieablauf: Am Anfang fängt alles "normal" an, also es geht um die
Gründe weshalb man nun in der Klinik ist, seine persönliche Biographie
etc. Man bekommt dann verschiedene Fragebögen, auch spezielle zur
Schematherapie. In diesen werden dann die verschiedene Schemata und Modi
festgestellt. Diese geht man in der Therapie durch und man fängt an
eine innere Landkarte zu erstellen, auf der die stärksten
Persönlichkeitsanteile aufgemalt werden. Man führt immer wieder
Stuhldialoge mit den einzelnen Anteilen
sodass die Therapeutin, aber auch man selbst versteht,
wie man funktioniert und wie die verschiedenen Modi bzw. Schemata zu
stande kommen. Daran arbeitet man. Es gibt in der Regel auch immer
irgendwelche Hausaufgaben. Es geht viel darum, dass Bedürfnisse des
inneren Kindes quasi nachgeholt und erfüllt werden. Die Einsenderin
schreibt, dass es nicht nur darum geht stabil zu werden und zu verstehen
weswegen man in der Klinik ist und was passiert ist, sondern auch um
Zukunftsperspektive und wie man in der Zukunft stabil bleiben kann.
Für jeden Patienten wird ein individueller Therapieplan erstellt.
Therapieangebote:
Einzeltherapie, 1x w. Oberarzt-Visite, Gruppentherapie, Ergotherapie,
Bewegungstherapie, Entspannungstechniken, PMR, Depressionsgruppe,
Suchtgruppe, Angstgruppe, SKT, Cog-Pack, verschiedene Sportangebote (z.B
Joggen, Rückengymnastik), verschiedene Kunstangebote (z.B Häkelgruppe,
Pappe und Papier), Autogenes Training, Traumastabilisierungsgruppe,
Achtsamkeitsgruppe, Koch- und Backgruppe, Wachttherapie
Manche
Therapien werden Stationsübergreifend angeboten (z.B
Depressionsgruppen), manche Therapien finden stationsintern explizit für
die PSY 7 statt (z.B Traumastabilisierungsgruppe).
Außerhalb von Corona gibt es 1x wöchentlich eine gemeinsame Außenaktivität und jeden Morgen einen gemeinsamen Spaziergang.
An den Mahlzeiten teilzunehmen ist Pflicht und Teil der Therapie.
Außerhalb der Therapien und Mahlzeiten kann man jederzeit in den Ausgang.
Die
Einsenderin schreibt: Im Großen und Ganzen habe ich richtig gute
Erfahrungen gemacht und würde immer wieder dahin gehen, vor allem seit
dem eine neue Oberärztin auf Station ist. Außerdem empfand ich die
Schematherapie als sehr hilfreich. Obwohl es teilweise echt schwer und
heftig, sowie krass emotional war, würde ich es immer wieder machen.
Durch all diesen Schmerz zu gehen lohnt sich. Ich habe richtig viele
Fortschritte gemacht. Auch mein ambulantes Helfernetzwerk ist immer
wieder davon begeistert, wie sehr ich mich positiv verändert habe. Für
die war es so, als sei ein ganz neuer Mensch aus mit geworden (positiv
gesehen). Das fühle und sehe ich genauso und löst in mir so viel
positives aus. Ich konnte auf Station generell total viele neue positive
Erfahrungen sammeln, die ich ansonsten noch nie sammeln konnte.
Ich
finde die Schematherapie viel hilfreicher als DBT. Im DBT-Programm
bekommt man Handwerkszeug für Symptome mit und in der Schematherapie
wird am Kern der Probleme gearbeitet. Außerdem ist es viel "freier",
also nicht mit so vielen Regeln bestückt. Eine Mischung aus beiden finde
ich ganz sinvoll.
Der Blick von den Therapeutinnen ist sehr
weitreichend. Es wurde eng mit meinem ambulanten Helfernetzwerk
gearbeitet. Es gab viele gemeinsame Gespräche, was auch sehr gut
geholfen hat. Das gesamte Team arbeitet eng miteinander. Sie haben
regelmäßige Teamsitzungen. So ist jeder auf demselben Stand (Ergo- &
Physiotherapeutin, Sozialpädagogin, alle Pflegekräfte der Station, die
Therapeutinnen und die Oberärztin). Die Kommunikation unter einander
funktioniert richtig gut. Die Therapeutinnen haben das "Hauptwort". Die
Oberärztin ist eigentlich nur für die Medikamente da. Die
Pflegefachkräfte tun ihr bestes, aber nicht jede Kraft ist mit der
Schematherapie vertraut. Aber alle versuchen ihr Bestes. Von ihnen kann
man immer ein offenes Ohr erwarten. Einige geben schnell Bedarf, andere
wiederum nicht. Auf der Station habe ich mich richtig wohl gefühlt. Man
hat sehr viele Freiheiten.
Auch werden außerklinische Dinge sehr befürwortet (wenn
man z.B. in einem Verein Sport macht, kann man trotzdem zum Training,
wenn es nicht während der Therapiezeit fällt). Also die Station zielt
schon darauf ab, dass man sich nur zu sehr an das Kliniksetting gewöhnt
und eben auch am "normalen" Leben teilnimmt bzw. sich wieder daran
gewöhnt. Diese Schritte werden aber alle individuell geschaut. Nicht
jeder bekommt sofort vollen Ausgang oder nicht jeder kann sofort ins
Wochenendtraining. Es wird alles höchst individuell entschieden.
(C) Fotos: Einsenderin
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