Donnerstag, 7. Oktober 2021

Erwachsenenpsychiatrie Wilhelmshaven - Station PSY 7

 Erwachsenenpsychiatrie Wilhelmshaven - Station PSY 7 

(C) Klinikum Wilhelsmhaven

In der Psychiatrie Wilhelmshaven gibt es verschiedene Stationen:

PSY 1 (Akutaufnahmestation)
PSY2 (Gerontopsychiatrie)
PSY 3 (Privatstation mit dem Schwerpunkt Depressionen)
PSY 4 (Allgemeinpsychiatrie, Schwerpunkt junge Erwachsene)
PSY 7 (Psychotherapie und Psychosomatik, Schematherapie)

Außerdem gibt es zwei Tageskliniken (PSY 5 und PSY 6)

Die Einsenderin wurde aufgrund einer KPTBS und dissoziativen Störung auf der PSY7 behandelt.

Die Station hat 24 Plätze, es gibt nur Doppelzimmer, die Zimmer haben einen eigenen Fernseher sowie Toilette, Duschen sind auf dem Flur. Außerdem gibt es noch ein großes Badezimmer mit Badewanne. Die Station hat eine eigene Küche, die immer offen ist, man kann also jederzeit backen oder kochen und sich was zu Essen machen.

Aufgenommen werden schwerpunktmäßig Patienten mit Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Traumafolgestörungen, Angststörungen und psychosomatischen Erkrankungen. Man kann sowohl geplant über die Warteliste als auch notfallmäßig kommen z.B von der Krisenstation als Verlegung (wenn man im Sektorgebiet wohnt).

Die Patienten sind in zwei Gruppen aufgeteilt. Es gibt die gelbe und die grüne Gruppe. In welche Gruppe man kommt, richtet sich danach, welche Bezugszherapeutin man hat. Es gibt vier Therapeuten, davon zwei Ärzte.

Die Station bietet schwerpunktmäßig Schematherapie an, was das ist haben wir euch ja schon in einem Post vorgestellt. Drei von den Vier Therapeuten arbeiten nach der Schematherapie.

Die Aufenthaltsdauer ist sehr individuell, bei einer Schematherapie sollte man aber mindestens 6-8 Wochen rechnen.

Zum Therapieablauf: Am Anfang fängt alles "normal" an, also es geht um die Gründe weshalb man nun in der Klinik ist, seine persönliche Biographie etc. Man bekommt dann verschiedene Fragebögen, auch spezielle zur Schematherapie. In diesen werden dann die verschiedene Schemata und Modi festgestellt. Diese geht man in der Therapie durch und man fängt an eine innere Landkarte zu erstellen, auf der die stärksten Persönlichkeitsanteile aufgemalt werden. Man führt immer wieder Stuhldialoge mit den einzelnen Anteilen

sodass die Therapeutin, aber auch man selbst versteht, wie man funktioniert und wie die verschiedenen Modi bzw. Schemata zu stande kommen. Daran arbeitet man. Es gibt in der Regel auch immer irgendwelche Hausaufgaben. Es geht viel darum, dass Bedürfnisse des inneren Kindes quasi nachgeholt und erfüllt werden. Die Einsenderin schreibt, dass es nicht nur darum geht stabil zu werden und zu verstehen weswegen man in der Klinik ist und was passiert ist, sondern auch um Zukunftsperspektive und wie man in der Zukunft stabil bleiben kann.

Für jeden Patienten wird ein individueller Therapieplan erstellt.

Therapieangebote: Einzeltherapie, 1x w. Oberarzt-Visite, Gruppentherapie, Ergotherapie, Bewegungstherapie, Entspannungstechniken, PMR, Depressionsgruppe, Suchtgruppe, Angstgruppe, SKT, Cog-Pack, verschiedene Sportangebote (z.B Joggen, Rückengymnastik), verschiedene Kunstangebote (z.B Häkelgruppe, Pappe und Papier), Autogenes Training, Traumastabilisierungsgruppe, Achtsamkeitsgruppe, Koch- und Backgruppe, Wachttherapie

Manche Therapien werden Stationsübergreifend angeboten (z.B Depressionsgruppen), manche Therapien finden stationsintern explizit für die PSY 7 statt (z.B Traumastabilisierungsgruppe).

Außerhalb von Corona gibt es 1x wöchentlich eine gemeinsame Außenaktivität und jeden Morgen einen gemeinsamen Spaziergang.

An den Mahlzeiten teilzunehmen ist Pflicht und Teil der Therapie.


Außerhalb der Therapien und Mahlzeiten kann man jederzeit in den Ausgang.

Die Einsenderin schreibt: Im Großen und Ganzen habe ich richtig gute Erfahrungen gemacht und würde immer wieder dahin gehen, vor allem seit dem eine neue Oberärztin auf Station ist. Außerdem empfand ich die Schematherapie als sehr hilfreich. Obwohl es teilweise echt schwer und heftig, sowie krass emotional war, würde ich es immer wieder machen. Durch all diesen Schmerz zu gehen lohnt sich. Ich habe richtig viele Fortschritte gemacht. Auch mein ambulantes Helfernetzwerk ist immer wieder davon begeistert, wie sehr ich mich positiv verändert habe. Für die war es so, als sei ein ganz neuer Mensch aus mit geworden (positiv gesehen). Das fühle und sehe ich genauso und löst in mir so viel positives aus. Ich konnte auf Station generell total viele neue positive Erfahrungen sammeln, die ich ansonsten noch nie sammeln konnte.
Ich finde die Schematherapie viel hilfreicher als DBT. Im DBT-Programm bekommt man Handwerkszeug für Symptome mit und in der Schematherapie wird am Kern der Probleme gearbeitet. Außerdem ist es viel "freier", also nicht mit so vielen Regeln bestückt. Eine Mischung aus beiden finde ich ganz sinvoll.
Der Blick von den Therapeutinnen ist sehr weitreichend. Es wurde eng mit meinem ambulanten Helfernetzwerk gearbeitet. Es gab viele gemeinsame Gespräche, was auch sehr gut geholfen hat. Das gesamte Team arbeitet eng miteinander. Sie haben regelmäßige Teamsitzungen. So ist jeder auf demselben Stand (Ergo- & Physiotherapeutin, Sozialpädagogin, alle Pflegekräfte der Station, die Therapeutinnen und die Oberärztin). Die Kommunikation unter einander funktioniert richtig gut. Die Therapeutinnen haben das "Hauptwort". Die Oberärztin ist eigentlich nur für die Medikamente da. Die Pflegefachkräfte tun ihr bestes, aber nicht jede Kraft ist mit der Schematherapie vertraut. Aber alle versuchen ihr Bestes. Von ihnen kann man immer ein offenes Ohr erwarten. Einige geben schnell Bedarf, andere wiederum nicht. Auf der Station habe ich mich richtig wohl gefühlt. Man hat sehr viele Freiheiten.

Auch werden außerklinische Dinge sehr befürwortet (wenn man z.B. in einem Verein Sport macht, kann man trotzdem zum Training, wenn es nicht während der Therapiezeit fällt). Also die Station zielt schon darauf ab, dass man sich nur zu sehr an das Kliniksetting gewöhnt und eben auch am "normalen" Leben teilnimmt bzw. sich wieder daran gewöhnt. Diese Schritte werden aber alle individuell geschaut. Nicht jeder bekommt sofort vollen Ausgang oder nicht jeder kann sofort ins Wochenendtraining. Es wird alles höchst individuell entschieden.









(C) Fotos: Einsenderin

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